Eine Armlänge Welt - Dokumentarfilm zur Pilgerreise des taubblinden Sven bei 3Sat
Es ist ein Film, der bedrückt, keine leichte Kost also. Im Vordergrund steht nicht der Weg von Sven Fiedler, ein Weg, den er 41 Tage lang mit seiner Taubblindheit gegangen ist und bewältigt hat. Ein Weg, der Konflikte und große Herausforderungen mit sich bringt, viele schöne Erlebnisse und am Ende einen großen Erfolg.
Im Vordergrund des Films steht eher der Weg seiner Assistentinnen. Diese haben ihren Weg vielfach abgebrochen. Das größte Problem scheint die Ambivalenz zwischen Freundschaft und professioneller Assistenz zu sein. Die sehr freundschaftlichen Umarmungen einerseits und die Abgrenzung als Assistenz andererseits, das verständliche Verlangen nach Distanz und Feierabend nach einem langen Tag seitens der Assistenz, lösen in Sven das Gefühl aus, immer wieder allein gelassen, immer wieder ausgegrenzt worden zu sein. Schwer für ihn und schwer für die Assistentinnen. Die verständliche Erwartung, Freundschaft und professionelle Assistenz in einem zu erhalten löst nicht nur im Film Konflikte aus.
Professionelle Assistenz am Tage und Begegnung in Augenhöhe am Abend, warum war es so schwer, hier eine gute Balance herzustellen? Woran ist es gescheitert? Dies beantwortet der Film nicht. Viel erfahren wir von den Assistentinnen, viel wird über Sven gesprochen, wenig spricht er selbst. Zu wenig. Warum konnte der Film nicht zu Sven durchdringen? Die Kommentare zeigen deutlich: Der Zugang zur Assistenz fällt leicht, der zu Sven fällt schwer.
Der Film zeigt einmal mehr, wie schwer es ist, Inklusion zu leben. Und die Konsequenz? Qualifizieren wir uns alle weiter für den Weg zu Inklusion, für eine Begegnung in Augenhöhe, für ein „nicht über uns – mit uns“. Die Richtung stimmt.
Link zum Film (mit UT) auf 3SAT: http://www.3sat.de/mediathek/?mode=play&obj=77785